1428 wird Aystetten zum ersten Mal urkundlich erwähnt
“Quellental” ist eine Bezeichnung, die auf das Aystetter Tal zutreffen könnte, finden sich doch in allen alten Beschreibungen entsprechende Flurnamen wie ” Brunnenacker, Brunnenmahd, Brunnstube” und auch auf überlieferten Dokumenten sind jede Menge Weiher und Feuchtgebiete dargestellt. Wahrscheinlich ist der Name Aystetten auf die Begriffe “Oy”, “Au” und “stetten”, also Stätte an der oder den nassen Wiesen zurückzuführen. Die zweite aber wesentlich unwahrscheinlichere Theorie bezüglich der Namensgebung lässt sich auf das Eichenblatt und die Eichenfrucht auf dem Gemeindewappen zurückführen. Die Ableitung des Wortes “Eiche” in “Aichstetten” kann anhand der alten geschichtlichen Funde nicht nachgewiesen werden.
Seine Entstehung verdankt Aystetten der sogenannten Rodungsperiode im Spätmittelalter, dem 12. bis 13. Jahrhundert. Sind im frühen Mittelalter in erster Linie die größeren Flusstäler wie die der Wertach, des Lech, der Zusam oder der Schmutter besiedelt worden, so ist bis zum 12. Jahrhundert die Bevölkerung so stark angewachsen, dass das vorhandene Ackerland nicht mehr ausreichte, um die Menschen zu ernähren. Um mehr Kulturland zu gewinnen, begann man die Wälder in den umliegenden Nebentälern zu roden.
Aystettens erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1428 und weist das Dorf als Besitz des Bischofs von Augsburg aus, das er der Familie Langenmantel von Radau zu Lehen gegeben hat.
Quelle: Aystetten – Eine Chronik von Ruth Kankowski
Von der Grundherrschaft zum Adel
- 1428 — Über mehrere Generationen bleibt das Dorf „Eystett“ in Familienbesitz der Langenmantels.
- 1541 — Verschiedene Eheschließungen mit der Familie Eggenberger führen zu einem Herrschaftswechsel das Lehensgut „Aychstettens“ durch Vererben.
- 1560 — Das Kloster Heilig Kreuz erwirbt „Aichstetten“.
- 1583 — Anton Fugger kann sich Besitzer von Schloss und Dorf nennen.
- 1615 – 1718 — Unter der Herrschaft der protestantischen Familie Fleckhaimer wurde das Schlossgut im Dreißigjährigen Krieg völlig zerstört. Durch den Krieg waren auch viele Opfer in der Bevölkerung zu beklagen. 1693 verkauft Max Fleckenhaim den Besitz an Leonhard Carl Sulzer, der das Schloss neu aufbaute.
- 1718 – 1858 — Noch einmal im Besitz der Familie Langenmantel wird Aystetten schon 1729 an Christian Münch verkauft, der zwei Jahre später in den Adelsstand erhoben wurde. Während der langen Herrschaftsdauer der „von Münchs“ wird das Schloss angebaut und es entstehen große Gärten.
- Seit 1858 — Die in Hammel schon ansässige Familie „von Stetten“ übernimmt den Besitz von Schloss und Dorf. Bis heute können sich die „von Stettens“ Eigentümer des Schlosses nennen.
Quelle: Aystetten – Eine Chronik von Ruth Kankowski
Weitere wichtige Schritte in der Entwicklung Aystettens
- 1. Weltkrieg 1914 – 1918 — 72 Männer der Gemeinde ziehen ins Feld, achtzehn von ihnen sind gefallen, drei bleiben vermisst. Die Bevölkerung hat in den Folgejahren mit Arbeitslosigkeit und Engpässen in der Nahrungsmittelproduktion zu kämpfen
- 2. Weltkrieg 1939 – 1945 — Wieder werden Männer und Söhne zu den Waffen gerufen.
- 10. April 1945 — Schlimmster Angriff im 2.Weltkrieg dreier feindlicher Jagdbomber auf einen im Bahnhof Aystetten stehenden Personenzug; dieses Unglück fordert 34 Menschenleben.
- 1939 – 1950 — Stärkster Einwohneranstieg: Ausgebombte Augsburger, Flüchtlinge aus dem Sudetenland und Schlesien suchen in Aystetten eine Bleibe. Dadurch steigt die Einwohnerzahl von vorher konstant vier-fünfhundert Bürgern auf 1109 Bürger im Jahr 1950 an.
- 1950 – 1970 — Durch den raschen Anstieg der Einwohnerzahl entstehen viele Neubaugebiete, außerdem wird 1965/66 die Ortsmitte neu gestaltet. Schlossherr Wolf von Stetten stellt dafür die vom Schloss aus westlich gelegene „Kälberwiese“ zur Verfügung, auf der die neue St. Martins-Kirche, Pfarrhaus, Pfarrzentrum, Gemeinde- und Schulhaus mit Turnhalle und das Feuerwehrhaus gebaut wurden.
- 1971 – 1973 — Die Gemeinde Aystetten und ihre Bürger kämpfen um ihre Selbständigkeit.
Quelle: Aystetten – Eine Chronik von Ruth Kankowski
Bahnhof Aystetten: Die Geschichte einer bayrischen Lokalbahn
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war im damaligen Königreich Bayern die Eisenbahn zum wichtigsten Verkehrsmittel geworden. In dieser erfolgreichen Zeit des Personen- und Gütertransportes auf der Schiene entstanden neben den noch heute in Betrieb befindlichen Hauptbahnstrecken verschiedene Nebenstrecken. Durch das Lokalbahngesetz (1884) wurde der für neue Gleisanlagen benötigte Grund kostenlos zur Verfügung gestellt und unterstützte somit die Lokalbahn-Interessenten bei der Finanzierung der Strecken.
In dieser Zeit entstand auch die „Weldener-Lokalbahn“. Die Bahnlinie führte von der Stadt Augsburg über Aystetten (Empfangsgebäude Bhf-Aystetten im Sept. 1939) in den Holzwinkel (Endstation: Welden). In erster Linie sollte die Bahn den Transport von Gütern wie Holz oder landwirtschaftlichen Produkten erleichtern. Für den Personenverkehr waren die Reisemöglichkeit nach Augsburg und in Gegenrichtung als Ausflugsgebiet bequem in einer Stunde zu erreichen. Nachdem die Bahnlinie von der Staatsregierung genehmigt wurde, begannen nach kurzer Planungsphase schon 1902 die Gleisbauarbeiten. Ein Jahr später fand die feierliche Eröffnung statt und in den Folgejahren galt die „Weldenbahn“ als zweitrentabelste Lokalbahn in Bayrisch-Schwaben.
Für die Aystetter Bevölkerung rückte die Stadt Augsburg durch die Bahnverbindung ein großes Stück näher. Arbeiten in der Stadt und Wohnen auf dem Land waren nun möglich. Auch die Ortsjugend profitierte von den besseren Bildungsmöglichkeiten in der Schwabenmetropole.
Aystetten galt bei den Augsburgern als beliebtes Ausflugsziel. An Wochenenden (Vierteilige 795/995-Garnitur am Sonntag 6. August 1973) fuhren sie mit dem Zug ins Grüne nach Aystetten. Höhepunkt war die Einkehr im Bahnhofsgasthof (heute „Gasthaus Aystetter Hof“: siehe Gastronomie).
Die ab 1949 parallel zur Bahnstrecke bestehende Busverbindung Augsburg-Welden und der anwachsende, motorisierte Individualverkehr sorgten in den folgenden Jahrzehnten für einen Rückgang der Fahrgäste auf der Schienenverbindung. Nach Fahrplaneinschränkungen ab 1975 wurde der Personenverkehr aufgrund eines Beschlusses des Verwaltungsrates der DB im Juli 1985 schließlich endgültig eingestellt. Als 1986 der Güterverkehr ebenfalls zum Erliegen kam, wurden noch im selben Jahr die Gleiskörper bis zur Haltestelle Lohwald rückgebaut. Die Farbfabrik Keim am Lohwald wurde noch über die Schiene beliefert, bis die restliche Strecke 1989 ebenfalls abgebaut wurde.
Name und Strecke der „Weldenbahn“ bleiben uns heute als Radfußweg erhalten. Der öffentliche Nahverkehr wird durch die Buslinien 500 (Augsburg Hbf – Aystetten) und 501 (Augsburg Hbf – Welden Rathaus) der Regionalbus-Augsburger-GmbH (RBA) bewältigt.
Quellen: Die Weldenbahn von Michael Baumgärtner und Jürgen Fiedler / Wikipedia
Pfarrgemeinde Aystetten
Die alte Dorfkirche “St. Martin” stammt im Kern wohl aus dem späten 15. Jahrhundert. Bekannt ist nur das Datum 1566, als unter der Herrschaft des Klosters Heilig Kreuz die erste Uhr an dem schönen Sattelturm errichtet wurde. Die Weihe der Kirche auf den Heiligen St. Martin ist wahrscheinlich auf die Lehnsherren und adeligen Besitzer Aystettens zurückzuführen, da St. Martin der Standespatron für viele der damaligen Bischöfe und Ritter war. Erst 1925 entstand das neue Friedhofsgelände am westlichen Ende des Dorfes, vorher befand sich der Friedhof auf dem Kirchenvorplatz der alten Kirche. Der alte Pfarrhof (fertiggestellt: 1753) an der Hauptstraße, Ecke Kirchgasse dient heute als Wohngebäude.
Aufgrund statischer Mängel mussten das Kirchenschiff und der Turm vor kurzem renoviert werden. Gottesdienste finden nur noch zu besonderen Anlässen in dem ansonsten gut erhaltenen Gotteshaus statt.
Nach nur zwei Jahren Bauzeit wurde 1966 die neue Kirche St. Martin eingeweiht. Man verbindet dieses Fest mit dem kirchengeschichtlichen Ereignis, dass am Turm der alten Kirche die Jahreszahl 1566 über der Uhr zu lesen ist und die Gemeinde feiert daher gleichzeitig auch den 400-jährigen Geburtstag des alten Gotteshauses.
Quellen: Aystetten – Eine Chronik von Ruth Kankowski
Aystetter Bürger erkämpfen die Selbständigkeit
Die 1971 eingeleitete Gebietsreform sollte die bestehende Verwaltungsstruktur erneuern, indem in größeren Landkreisen kleinere Gemeinden zu so genannten Verwaltungseinheiten zusammengelegt wurden. Die in der Nähe liegende Gemeinde Neusäß wollte einer Eingemeindung nach Augsburg entgehen, indem sie mit mehreren umliegenden Dörfern im Schmuttertal eine Großgemeinde bildete. Aystetten entschied sich im Gemeinderat gegen eine Eingemeindung nach Neusäß, dennoch wurde eine Zusammenarbeit nicht ausgeschlossen.
1973 musste die Gemeinde eine offizielle Stellungnahme zur Neugliederung der Gemeinden im Landkreis abgeben. Der Gemeinderat hatte einstimmig für die Selbständigkeit der Gemeinde gestimmt. Begründung:
“Die Leistungsfähigkeit der Gemeinde Aystetten ist in finanzieller und verwaltungstechnischer Hinsicht überdurchschnittlich groß. Es ist der Gemeinde gelungen, folgende wichtige Einrichtungen und Verbesserungen zu schaffen: Erstellung eines vorbildlichen Gemeindezentrums mit Verwaltung, Schule, … ] … [ … Auch die wirtschaftliche und finanzielle Lage Aystettens kann sich sehen lassen …] … […Bei Berücksichtigung aller Tatsachen kann eine Eingemeindung für die Gemeinde Aystetten nur Nachteile erwarten lassen.]
Trotz dieser eindeutigen Formulierung sollte die Gemeinde Aystetten am 1. Juli 1975 in einer Bürgerbefragung die Eingemeindung Aystettens nach Neusäß abstimmen lassen. Mit der „Bürgeraktion selbständiges Aystetten“ unterstützte eine Gruppe Aystetter Bürger die Gemeindeverwaltung tatkräftig im Kampf gegen die Eingemeindung. Das Abstimmungsergebnis lautete: „Mit 98,6 Prozent die Eingemeindung abgelehnt“ (94% Wahlbeteiligung). Die Regierung von Schwaben und des Bayrischen Staatsministeriums des Inneren folgten dem Wählervotum und Aystetten bleibt eigenständig.
Quellen: Aystetten – Eine Chronik von Ruth Kankowski